Vom 19. bis 22. April wird die Oblast Schauplatz internationaler Kant-Treffen
Solche Treffen finden jedes Jahr statt; in diesem Jahr ist es schon das elfte. Organisiert werden sie von der internationalen Gesellschaft „Freunde Kants und Königsbergs“. Seit 2008 kommen die Verehrer des großen Philosophen im April ins ehemalige Königsberg, um gemeinsam mit Kaliningradern den Geburtstag Kants in seiner Heimatstadt zu feiern, erzählt der Initiator der Kant-Treffen und Vorsitzende der Gesellschaft, Gerfried Horst.
„Mit unseren Reisen hoffen wir, etwas zum Erhalt der Kultur Königsbergs und des Kantischen Geistes in Kaliningrad beitragen zu können“, so Horst weiter.
Der wichtigste Tag der Kant-Reise ist selbstverständlich der 22. April. Doch der Geburtstag Kants ist bei Weitem nicht der einzige Programmpunkt. Am 20. April zum Beispiel werden die Teilnehmer in das Dorf Weselowka (ehem. Judtschen) im Kreis Tschernjachowsk aufbrechen, um dort das ehemalige Pfarrhaus zu besichtigen. Hier hat der Philosoph einst die Kinder des Hausherrn unterrichtet. An dem alten Gebäude werden Bauarbeiten durchgeführt; bald soll dort ein Museum eröffnen.
Zum Abend hin kehren die Reisenden dann zurück nach Kaliningrad. Im Konferenzsaal des Hotels „Radisson“ hält Wladimir Gilmanow, Philosophie-Professor der Kaliningrader Kant-Universität, den Vortrag „Kant als essentieller Code für die Beseitigung der Globalgefahren“.
Am 21. April wird das Gebietsmuseum für Kunst und Geschichte den Teilnehmern der Kant-Tage seine Räume für eine wissenschaftlich-praktische Konferenz „Immanuel Kant in den Augen seiner Freunde, im Leben und in der zeitgenössischen Kunst“ zur Verfügung stellen. Einer der Tagesordnungspunkte – die Diskussion „Der Wiederaufbau und die zukünftige Nutzung der Kant-Orte – das Pfarrhaus in Weselowka/Judtschen und der Ordensturm in Kurortnoje/Wohnsdorf“ – wird sicherlich größtes Interesse hervorrufen.
Am 22. April um 15 Uhr wird im Dom auf der Insel die Ausstellung „Immanuel Kant und die Familie Keyserlingk“ eröffnet. Ein Vertreter dieser berühmten Familie, Prof. Dr. Diedrich Graf von Keyserlingk, wird daran teilnehmen.
„Die neue Ausstellung ist dem Andenken an Graf Heinrich Christian von Keyserlingk und Gräfin Caroline gewidmet“, sagt Gerfried Horst. „Übrigens – die Gräfin von Keyserlingk ist die einzige Frau, die der Junggeselle Kant in seinem Werk erwähnt.“
Um 16 Uhr beginnt der Festakt; unter den altehrwürdigen Gewölben des Doms wird weisen Worten und feierlicher Musik gelauscht. Um 17:45 Uhr folgt dann die feierliche Blumenniederlegung am Grabmal Kants. Den Tag beendet das traditionelle „Bohnenmahl“, in diesem Jahr im „Grand Hall“.
Diese Tradition geht auf Kant selbst zurück: Der Philosoph liebte es, in guter Gesellschaft am Tisch zu sitzen und sich intellektuell auszutauschen. Im Jahre 1805, ein Jahr nach seinem Tod, beschlossen seine Freunde, diese „philosophische Tischgesellschaft“ fortzuführen. So kam es, dass sie sich jährlich am 22. April trafen. Aber nicht nur, um im Gedenken an ihren Freund zu trinken und zu essen, nein, jedes Jahr wurde zu einem aktuellen Thema ein Vortrag gehalten. 1814 schlug der Astronom Friedrich Wilhelm Wessel vor, den Referenten des nächsten Jahres auf ausgefallene Weise zu bestimmen: eine silberne Bohne, unauffällig im Kuchen versteckt, bestimmt seitdem den Redner des nächsten Jahres, den „Bohnenkönig“. Er hat nun ein Jahr, um ein Thema zu finden und den Vortrag vorzubereiten. So begann man, die Kant-Freunde als „Bohnengesellschaft“ und die Tischgesellschaft am Geburtstag des Philosophen als „Bohnenmahl“ zu bezeichnen.
Im vergangenen Jahr war die Bohne im Kuchenstück der Kaliningrader Künstlerin Nelly Smirnjagina gelandet, so dass die diesjährige „Bohnenrede“ von ihr gehalten wird. Das Thema lautet: „Die Energie der Gedanken“.
Übersetzung: Milan Procyk
© 2018 Vladislav Rzhevskij