1. Das Problem eines widernatürlichen „Vehikels“
Covid ist einerseits ein gefährliches Symptom der Erkrankung des Naturstoffes, anderseits ein verzweifelter Aufstand der Natur gegen den modernen Menschentyp, der in seinem durch transzendentale Amphibolie geprägten Denken zu einem „Vehikel“ der widernatürlichen Begriffe wurde. Kants Wortgruppe „Vehikel aller Begriffe“[1] (B 399) bezieht sich in der „Kritik der reinen Vernunft“ auf das reine Ich als den Grund des Denkens, als „Subjekt“, das kein Ding, keine einfache Substanz und Kraft ist, sondern die logische, transzendentale (Erkenntnis bedingende) Einheit des Bewusstseins bedeutet, das alles Vorstellen begleitet oder doch muss begleiten können. In dieser Begleitung sind die Dinge der Außen- Innenwelt auf eine transzendierende Teilnahme des „Vehikels“ an deren Erscheinungsweise angewiesen, was der altindischen „Seil“-Theorie ähnlich ist. „Seil“ heißt auf altindisch Guna und vereinigt in dieser Gunah-Theorie drei miteinander verflochtene Begriffe – Erscheinungsweise/Eigenschaft/Wirkungsweise der materiellen Natur, die die Schaffung, Erhaltung und Zerstörung der materiellen Formen bewirkt und die Lebewesen beeinflusst und bindet gemäß den drei Gunas:
- Sattvaguna ist die Erscheinungsweise der Tugend;
- Rajaguna ist die Erscheinungsweise der Leidenschaft;
- Tamaguna ist die Erscheinungsweise der Unwissenheit.
Der Akzent auf die vermittelnde Verantwortung des Menschen in der Erscheinungsweise vereinigt Kant mit der Gunah-Theorie, jedoch die altindische Lehre über die an der Erscheinungsweise beteiligten transzendenten guten (Sura oder Deva genannt) oder bösen (Asura genannt) Geister trennt ihn davon. Denn nach Kant ist die ganze Geisterlehre (Pneumatologie) ein „Traum“ der Metaphysik, von Hoffnungen eingegeben, aber keiner Erkenntnis zu vergleichen. Kants letzte Bemerkung über irreführende Hoffnungen ohne kritisches Verhalten zur Selbsterkenntnis ist vielsagend im Kontext der „Seil-Theorie“, weil gemäß seiner Lehre vom „Radikalen Bösen“[2] in der menschlichen Natur befinde sich der moderne Mensch eher in der Erscheinungsweise der Unwissenheit oder einer widernatuerlichen Leidenschaft sowohl in Bezug auf die Außenwelt als auch auf sich selbst. D.h. Kant ist kein blinder ethischer Optimist, er beruft in seiner Sittenlehre zu einer radikalen qualvollen Ernüchterung, sonst bleibt der Mensch „ein Vehikel“ der widernatürlichen Begriffe, wodurch die Natur in ihrem dynamischen Dasein zu dem widernatürlichen Ende aller Dinge verurteilt sei, „welches von uns selbst, so Kant in dem „Ende aller Dinge“, „dadurch dass wir den Endzweck missverstehen, herbeigeführt wird…“[3].
2. Was ist in „ dem Plane der Natur“?
Die Frage nach der Ursache der Covid-Epidemie ist isomorph dem Nachdenken „über ein gewisses Prinzip der Lebenskraft in tierischen Körpern, welches von Seiten des bloßen Wahrnehmungsvermögens, das unmittelbare Sinnenwerkzeug … von Seiten der Vereinigung aller Wahrnehmungen aber in einem gewissen Teile des Gehirns, der gemeinsame Empfindungsplatz (sensorium commune) genannt wird“[4]. So der Anfang der kurzen kritischen Schrift Kants „Über das Organ der Seele“, verfasst 1796 nach der Bitte des Professors der Medizin Samuel Thomas Sömmering, in dessen Fragestellung „auch die Frage vom Sitz der Seele (sedes animae) enthalten, so wohl in Ansehung ihrer Sinnenempfänglichkeit, als auch ihres Bewegungsvermögens“[5]. Letztendlich hat die Frage mit dem Streit der Fakultäten zu tun, vor allem zwischen der medizinischen und philosophischen, dementsprechend zwischen den Prinzipien – empirisch-bedingt oder metaphysisch? Kants Reaktion auf leicht erkennbare materialistisch-mechanische Neigung Sömmerings zur Erklärung des „sensorum commune“ bewegt zu einer immerwährenden Fragestellung: Was ist das Bewusstsein? Eine epiphänomenale Funktion der Gehirnsmaterie? Oder…? Dementsprechend: Was ist bestimmend für das Dasein – Materie oder Bewusstsein? Auf der Titelseite des Nachrichtenmagazins „FACTS“ 33/1997 wird die moderne Schulmeinung verkündet: „Das Gehirn bestimmt unser Bewusstsein“. Und der Leitartikel beginnt mit der folgenden Behauptung: „Seit Jahrhunderten zerbricht sich die Menschheit an Begriffen wie „Selbst“, „Geist“ und „Ich“ den Kopf. Doch letztlich bezeichneten sie nichts anderes als Information – ein Stück Physik“. Das „Ich“ ist untrennbar verbunden mit dem Schalten und Walten von Neuronen und Synopsen: Also nicht „Ich denke“, sondern Physik „denkt“ und „informiert“ mein Ich über dessen Denken durch „Schalten und Walten von Neuronen und Synopsen“. In Kants transzendentalem System bedeutet das eine funktionale Abhängigkeit der Menschheit vom „mystischen (übernatürlichen) Ende aller Dinge“ außer menschlichem Vermögen, „die Ordnung der wirkenden Ursachen“ zu verstehen. Das ist letztlich der Verrat an der Ontologie, die das Befinden in dem natürlichen Kausalnetz beinhaltet, „nach der Ordnung moralischer Zwecke göttlicher Weisheit, welches wir also (in praktischer Absicht) wohl verstehen können“[6]. „FACTS“ Feststellung, die die heute dominierende Schulmeinung widerspiegelt, wäre nach Kant nicht nur eine Ursache für den kognitiven Selbstmord, sondern auch für eine totale Deontologisierung des Daseins mit den entsprechenden Konsequenzen für die Natur, die nach Kant sowie im Licht der reinen, als auch der praktischen Vernunft im „dialektischen Schein“ darauf angewiesen ist, was in die Natur vom menschlichen Bewusstsein hineingelegt wird, nach dem Wort Heideggers, was vom menschlichen Bewusstsein bei der Erscheinung der Dinge in die Erscheinungswelt hinausgeht, also transzendiert wird[7].
In seiner transzendentalen Subjektivität ist der Mensch ein transzendentales „Vehikel“, ein Mittel zum Zweck, der jedoch nur vom Menschen in seiner Freiheit vom „Schalten und Walten von Neuronen und Synopsen“ erreicht werden kann. Und diesen natürlichen Zweck der Naturabsicht können „wir also (in praktischer Absicht) wohl verstehen“[8]. Denn im Gegensatz zu „FACTS“ gibt es nach Kant ein „Faktum der Vernunft“ und zwar das Bewusstsein des Sittengesetzes in der reinen praktischen Vernunft, die sich dadurch als „ursprünglich gesetzgebend (sic volo, sic iubeo) ankündigt“[9]. Dieses Faktums ist man a priori bewusst und es ist mit dem Bewusstsein der Freiheit des Willens unzertrennlich verbunden (so in der „Kritik der praktischen Vernunft“). Gerade im Zusammenhang mit diesem „Faktum“ habe uns „die Natur gewollt“. „Da sie dem Menschen Vernunft und darauf sich gründende Freiheit des Willens gab: so war das schon eine klare Anzeige ihrer Absicht in Ansehung seiner Ausstattung“[10]. Und als Vernunftwesen ist der Mensch vermögend zu begreifen: „er sei eigentlich der Zweck der Natur, und nichts, was auf Erden lebt, könne hierin einen Mitwerber gegen ihn abgeben“[11]. Es ist aber nicht einfach, Mensch zu werden in der Situation des „Radikalen Bösen“ im Spannungsfeld zwischen „Tierheit“ und dem moralischen Grundgesetz, dessen kausale Wirkung nur dem mündigen Menschen zu verdanken wäre. Kant behauptet, dass der Mensch „in dem Plane der Natur“[12] (wenn schon durch die Zwietracht) „das Mittel einer höchsten, uns unerforschlichen Weisheit ist.“
Zeigt Covid, dass der „Plan der Natur“ und deren Hoffnung auf den Menschen gescheitert ist? Und woher glaubt Kant den „Plan der Natur“ in unserer a priori Struktur zu wissen?
3. Entweder „Krone“ oder „Corona“
Wenn wir das verstehen, wäre wohl zu hoffen, dass Covid dank Kant nicht nur als ein medizinisches physiologisch-biologisches Problem, sondern auch als ein Vokativ der Natur und deren Bitte um Umdenken erkannt wäre. Kant weiß, was „in dem Plane der Natur“ ist, weil das Bewusstsein des Menschen eine Endstation sowohl von dynamischen Kräften der Natur in ihrer Erscheinungsweise ist als auch von denjenigen Denkformen, die als Grundsätze a priori nötig sind, um eine Erfahrung des empirischen Systems der physikalischen Welt zu erzeugen. Nicht „was mit empirisch gegeben ist, sondern was ich in die Sinnenvorstellungen von Objekten hineinlege“, macht den „eschatologischen Zirkel“ des Bewusstseins aus. Heißt es, dass die entsprechenden Denkformen, gleichfalls Gedankenbilder, mit der dynamischen Entwicklung der materiellen Formen zu tun haben oder diese sogar bewirken? In der Menge der Texte Kants erscheint auf den ersten Blick ein etwas verschwommenes „Jein“, was wohl auch seinen „Tantalischen Schmerz“ im Zusammenhang mit den unvollendeten „a priori gegründeten Übergängen von den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft zur Physik“ erklärt. Davon berichtet Kant in seinem Brief an Christian Garve vom 21. September 1798.
Meiner Meinung nach stand Kant ganz dicht an der Grenze zu der Theorie der Übergänge, was auch angesichts der Covid-Problematik angemessen wäre zu erörtern. Diese Nähe zu der endgültigen Lösung ist mit Kants Äthertheorie verbunden. Der Äther, oder der allgemeine Wärmestoff, die materia prima, liegt allen besonderen Stoffen zugrunde und ist die erste Ursache aller bewegenden Kräfte. Seine Wirklichkeit steht a priori fest, da er eine Bedingung „der Einheit des Ganzen möglicher Erfahrung“[13] ist. Bis zum letzten verweilt Kant in seinem „Tantalischen Schmerz“ im Nachdenken über die Äther-Substanz, in der sich zwei Substanzen in ihrem transzendentalen Schein – die Materie als Substanz im äußeren Raum und das Bewusstsein des Menschen als Folge der Wahrnehmung und gleichfalls der Selbsterkenntnis „durch bloße Apperzeption“. In dieser substantiellen Begegnung lässt sich der Wärmestoff als „Gebärmutter aller Elemente“ (so Kant in „Losen Blättern“) erkennen, an deren Befruchtung das Bewusstsein teilnimmt! Denn dieser „Weltstoff“ ist nicht als an sich existierend anzunehmen, sondern „subjektiv als die Basis der Vorstellung für das Ganze einer Erfahrung und „objektiv als Prinzip der Vereinigung der bewegenden Kräfte der Materie“[14]. In der vorletzten Anmerkung in den unvollendeten „a priori gegründeten Übergängen von den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft zur Physik“ betont Kant noch einmal, was für die Physik des Daseins und dementsprechend für die Ursache der Corona entscheidend ist. Dieses Was ist der Mensch, der sich aus dem Zustand seiner selbstverschuldeten „Tierheit“ zu der moralisch-kausalen „Krone“ der Menschheit nicht erhoben hat, was der eigentliche Zweck der Evolution war.
Durch seine unermüdlichen Gedankengänge gelangt Kant zu einer Grenze, gleichfalls zu dem Höhepunkt der vorchristlichen natur- und geisteswissenschaftlichen Gelehrsamkeit, die auf dem Prinzip der Immanenz beruht und den „Sapere aude“-Menschen zu einem kausalen Mittelpunkt einer „beständig oszillierenden Bewegung“ des Wärmestoffes setzt. Der Satz „Wärmestoff ist in einer beständig oszillierenden Bewegung“[15] ist von Kant.
Der Oszillator ist ein schwingendes physikalisches System, meist vereinfacht eine schwingende Punkladung oder ein schwingender Mittelpunkt genannt. Wovon ist die beharrende Einheit des Systems abhängig? Kants Antwort wäre – von der Menschheit als dem Objekt der Achtung in mir, in jedem Einzelnen mit seinem Gemütsvermögen der transzendierenden Erkenntniskraft beim Wahrnehmen der Wirkungsweise der materiellen Natur und demnächst in der Pflicht gemäß dem Kategorischen Imperativ zu handeln. „Der Kategorische Imperativ ist also nur ein einziger, und zwar dieser: handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde… Weil die Allgemeinheit des Gesetzes, wornach Wirkungen geschehen, dasjenige ausmacht, was eigentlich Natur im allgemeinen Verstande (der Form nach), d.i. das Dasein der Dinge, heißt, so fern es nach allgemeinen Gesetzen bestimmt ist, so könnte der allgemeine Imperativ der Pflicht so lauten: handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden sollte“[16].
4. Der Mut zu „Als ob“
In diesem „als ob“ als in der Voraussetzung für das realistische Naturrecht ist ein „eschatologischer Zirkel“ Kants enthalten. Dieser Zirkel ist eine synthetische Einheit der Stoffe mit allbefasstem Äther und der koordinierenden formbildenden Praktischen Vernunft, die in ihrer Funktion ein zentripetales Zentrum des materiellen Oszillators sein sollte. Hiermit ist evident, dass die Atmosphäre – stärker als durch CO 2-Zufuhr – durch eine unreine Vernunft beeinträchtigt wird. Im Streit der Fakultäten soll die medizinische auf die philosophische acht nehmen, was Kant auch in der Polemik mit Sömmering über das Organ der Seele erwähnt. Denn nach Kant in seiner Einschätzung der Sömmering-Hypothese „kann man sich vorstellen, welche Mannigfaltigkeit von Werkzeugen die Nerven an ihren Enden in dem Gehirnwasser (das vielleicht nichts mehr als gemeines Wasser sein mag) vor sich finden, um dadurch für die Sinnenwelt empfänglich und wechselseitig wiederum auch auf sie wirksam sein“[17]. Die eigentliche Aufgabe ist aber „nicht bloß physiologisch, sondern sie soll auch zum Mittel dienen, die Einheit des Bewusstseins seiner selbst (welche dem Verstande angehört) im Raumverhältnisse der Seele zu den Organen des Gehirns (welches zum äußeren Sinne gehört), mithin den Sitz der Seele, als ihre lokale Gegenwart, vorstellig zu machen, welches eine Aufgabe für die Metaphysik…ist“[18].
In seinen Gedankengängen scheint Kant nicht so weit zu sein von dem Wort Christi in der Offenbarung vor Nikodemus: „Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh. 3: 5). Was aber „Geist“ angeht, so ist der Unterschied unvermeidlich im kritischen Denken Kants. Trotz der Distanz zu jeder Art „Pneumatologie“, also „Geisterlehre“ wagt Kant in der „Verkündigung des nahen Abschlusses eines Traktats zum ewigen Frieden in der Philosophie“ folgendes zu schreiben: „Vermittels der Vernunft ist der Seele des Menschen ein Geist (mens, nous) beigegeben, damit er nicht bloß dem Mechanismus der Natur und ihren technisch-praktischen, sondern auch ein der Spontaneität der Freiheit und ihren moralisch-praktischen Gesetzen angemessenes Leben führe“[19]. Und in der „Anthropologie“ heißt es: „Geist ist das belebende Prinzip im Menschen“[20], „das durch Ideen belebende Prinzip“. Hiermit stand Kant ganz dicht an Möglichkeit der Erlösung von seinem „Tantalischen Schmerz“ bei der Suche nach „a priori gegründeten Übergängen“ von der reinen Vernunft zur Physik, so wie es z.B. in dem vedischen Weltbild dargestellt ist. Nach Kant hat die Menschengattung den „Plan der Natur“ bisher deshalb nicht erfüllt, weil sie sich verstricken lassen hat in einen Widerspruch zwischen „erfinden“ und „entdecken“: „Etwas erfinden ist ganz was anderes, als etwas entdecken“[21]. Ohne regulative Prinzipien der reinen praktischen Vernunft kann man „gute Instrumente“ eines planetarischen Selbstmordes erfinden. Denn ohne Ethikotheologie sei der Mensch vermögend, ein widernatürliches Ende aller Dinge herbeizuführen in dem Versehen, dass die rein mathematische Wissenschaft die Menschengattung zu einem verkehrten Zweck irreführen könne durch den Verrat an der menschlichen Pflicht vor dem „Lebensprinzip“. „Dieses Lebensprinzip gründet sich nicht auf Begriffen der Sinnlichkeit, welche insgesamt zuvörderst (vor allem praktischen Vernunftgebrauch) Wissenschaft, d.i. theoretisches Erkenntnis voraussetzen, sondern es geht zunächst und unmittelbar von einer Idee des Übersinnlichen aus, nämlich der Freiheit, und vom moralischen kategorischen Imperativ, welcher diese uns allererst kund macht; uns begründet so eine Philosophie, deren Lehre nicht etwa (wie Mathematik) ein gutes Instrument (Werkzeug zu beliebigen Zwecken), mithin bloßes Mittel, sondern die sich zum Grundsatze zu machen am sich selbst Pflicht ist“[22]. Hat die Menschengattung in ihrer Berauschung durch die neusten mathematisch begründeten Technologien ihre Pflicht vor dem Leben vergessen; was auch die Corona und andere Symptome der Globalgefahren zeigen? Was bestimmt letztlich das Dasein sowohl in dessen sozial-politischem als auch physikalischem Zustand? In der „Bhagavad-gita“ 8.6: heißt es:
„Denn woran man zuletzt gedacht,
Wenn man aus diesem Leib entweicht,
In das wird umgestaltet man,
So dass man nach dem Tod ihm gleicht.“26
Danach bestimmt also das Bewusstsein im Augenblick des Todes das zukünftige Sein. Kants Motto wäre: das Pflichtbewusstsein sei entscheidend für das natürliche Dasein ohne „chimärische Einfälle“, die die Menschengattung zu einem widernatürlichen Zustand bewegen könnten.
Hiermit ist evident, wie es angemessen wäre, die Hoffnung Kants auf die erlösende Kausalität der Praktischen Vernunft zu verstehen, eigentlich in der aktuellen Covid-Situation, wo Geistes- und Naturstörung als Ursache für die Corona das menschliche Bewusstsein zu einer ernüchternden Verantwortung beruft! Selbstverständlich ist die heilende und vom „Radikalen Bösen“ befreiende Kausalität nur unter der Voraussetzung des Revidierens des modernen objektivistischen naturwissenschaftlich-kausalen Weltbildes zu erhoffen, das sich auch durch die Corona-Realität als überholt erweist. In diesem Zusammenhang wäre Kant nicht nur „ein Moses des deutschen Volkes“ (so Hölderlin), sondern auch ein „Vehikel“ zum „Übergang“ von einer „widernatürlichen“ zu der „natürlichen“ Dynamik des Daseins, damit das dramatische „Ende aller Dinge“ in der nächsten Zukunft verhindert wird. Sonst wird sich eine bittere Ironie Kants über einen Kirchhof am Anfang des Traktats „Zum ewigen Frieden“[23] durch Selbstverschuldung der Menschengattung bewähren, weil diese die wichtigste Voraussetzung für den Übergang von „Tierheit“ zur „Menschheit“ verraten kann und zwar den wahren Sinn der Freiheit als das „belebende Prinzip“ der kausalen Verantwortung nicht nur für den Frieden in der Politik, sondern auch für die Erhaltung der „Lebenskraft“ in der Natur.
[1] Kant I. Kritik der reinen Vernunft // Immanuel Kant (in 6 Bänden). Hrsg. von Wilhelm Weischedel. Darmstadt, 1998. B. II, S. 341.
[2] Siehe: Kant I. Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. B. IV, S. 665 – 694.
[3] Kant I. Das Ende aller Dinge. B. VI, S. 182.
[4] Kant I. Aus Sömmering, über das Organ der Seele. B. VI, S. 255.
[5] Ebenda.
[6] Kant I. Das Ende aller Dinge. B. VI, S. 187.
[7] Heidegger M. Kant und das Problem der Metaphysik. Frankfurt am Main 1965. S. 111.
[8] Kant I. Das Ende aller Dinge. B. VI, S. 187.
[9] Kant I. Kritik der praktischen Vernunft. B. IV. S. 142.
[10] Kant I. Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht. B. VI, S. 36.
[11] Kant I. Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte. B. VI, S. 91.
[12] Kant I. Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. B. VI, S. 674..
[13] Zitiert nach: Eisler R. Kant-Lexikon. Hildesheim 1964, S. 48.
[14] Ebenda.
[15] Zitiert nach: Eisler R. S. 49.
[16] Kant I. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. B. IV, S. 51.
[17] Kant I. Über das Organ der Seele. B. VI, S. 258.
[18] Ebenda. S. 259.
[19] Kant I. Verkündigung des nahen Abschlusses eines Traktats zum ewigen Frieden in der Philosophie. B. III, S. 410.
[20] Kant I. Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. B. VI, S. 544.
[21] Kant I. Anthropologie. B. VI, S. 543.
[22] Kant I. Verkündigung des nahen Abschlusses eines Traktats zum ewigen Frieden in der Philosophie. B. III, S. 410.
26 Bhagavadgita, aus dem Sanskrit übersetzt von Robert Boxberger, neu bearbeitet und herausgegeben von Helmuth von Glasenapp, Achter Gesang, V. 6
[23] Siehe: Kant I. Zum ewigen Frieden. B. VI, S. 195.