Geschichte

Reise nach Riga und Kaliningrad/Königsberg im April 2011

Reise nach Riga und Königsberg im April 2011

Als Königsbergerin bin ich mit einer Reisegruppe von 33 Personen unter der Organisation von Herrn Gerfried Horst, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde Kants und Königsbergs e. V. in Deutschland,  vom 16. – 25. April zwei Tage in Riga und anschließend in Königsberg gewesen. Der Anlaß war Kants Geburtstag.

Wir waren eine  Reisegruppe aus allen Bundesländern und einer Teilnehmerin aus der Schweiz. Das Angebot der Reise war sehr vielfältig und interessant mit vielen Vorträgen und Besichtigungen der Region – wir wandelten auf den Spuren Kants, hatten schon gleich in Riga gute Vorträge von Herrn Dr. Manfred v. Boetticher sowie von Herrn Dr. Henning von Löwis of Menar. Zum Abschluß eine Stadtführung und Dombesichtigung mit kleinem Orgelkonzert.

Die Tage in Königsberg waren ausgefüllt mit Besichtigungen der Stadt und  natürlich des Doms durch den Dombaumeister Igor  Odinzow. Auch das Europainstitut von Klaus Mehnert, das seit 3 Semestern internationale Studenten zu einer Masterprüfung führt, besuchten wir.

Kirchen und Denkmäler der Umgebung wurden aufgesucht, die zum Teil mit Kant in Verbindung gebracht werden. Wir sahen die Kirche in Mühlhausen, waren zu Besuch bei der Familie Bäsmann in Allenburg, die uns sehr nett bewirtete; auch Friedland mit einer Stadtbesichtigung und den letzten Resten des Rittergutes Wohnsdorff der Freiherren v. Schrötter.

Am Abend sprach sehr interessant  Prof. Wladimir Gilmanow über Kant und die jetzige Situation in der Oblast Kaliningrad.

Das Stadtarchiv haben wir auch besichtigt, es ist sehr schön renoviert, und es ist sehr erfreulich, daß man auch deutsche Unterlagen, falls vorhanden, anfordern kann.

Im  Deutsch-Russischen Haus begrüßte uns dessen Direktor Andrej Portnjagin, Generalkonsul Dr. Aristide Fenster, Herr Gerfried Horst und Herr Boris Bartfeld, der Vorsitzende der russischen Gesellschaft der Freunde des Bohnenkönigs.

Probst Jochen Löber sprach über die Lage der ev. Kirche im Kaliningrader Gebiet, dabei erfuhren wir, daß die Kirche einen Eingabeantrag für die Kirche in Arnau, um diese Kirche vor der Übergabe an die russisch-orthodoxe Kirche zu bewahren,  verpasst hat, was unverständlich ist, denn hier sind fast nur Spenden aus Deutschland geflossen, um diese Kirche zu renovieren, die heute von der orthodoxen  Kirche schon benutzt wird, die darin leider schon einige Schäden angerichtet hat. Ich habe die Kirche jetzt gesehen. Wir hörten interessante Vorträge von Dr. Dieter Freiherr v. Schrötter, Prof. Dr. Leonard Kalinnikow,  Prof. Dr. Günter Hertel und als Höhepunkt einen Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Lebuhn aus Hamburg, der von 1941 – 1944  an der Albertina Jura studierte und uns über diese Zeit  im noch nicht zerstörten Königsberg  seiner Studienjahre berichtete.

An Kants Geburtstag am 22. April  besuchten wir die Gedenkstätte der Königsberger Kriegsopfer in der Cranzer Allee.Es wurden Blumen am großen Kreuz niedergelegt und einige Worte des Gedenkens an die Opfer gesprochen.

Die Feier im Dom begann mit Ansprachen von Frau Prof. Dr. Irina Kusnezowa und Frau Martianne Motherby  und einem kräftigen Orgelspiel: „Gaudeamus igitur juvenes dum sumus“.

Am Kant-Grabmal – Sarkophag – legten wir alle eine rote Nelke nieder. Es war erstaunlich, wieviele Menschen, vor allen Dingen junge, mit Blumen sich an dieser Feierstunde beteiligten. Prof. Lebuhn sprach in seiner Rede u.a. die Worte Kants:

„Reich ist man nicht durch das,
was man besitzt, sondern mehr
noch durch das, was man mit Würde
zu entbehren weiß – und es könnte sein,
daß die Menschheit reicher wird, indem
sie ärmer wird – und gewinnt, indem
sie verliert.“

Prof. Kalinnikow und Freiherr v. Schrötter schlossen sich mit einigen Worten an. Im Deutsch–Russischen Haus war der Abschluß mit der Bohnenrede der Bohnenkönigin Frau Prof. Dr. Viktoria Gawrilowa. Im Kuchen fand der neue Bohnenkönig Prof. Dr. Iwan Kopzev die Bohne. Wir sind auf seine Rede im nächsten Jahr gespannt. Ich war mit Prof. Lebuhn am letzten Tag auf seinen Spuren, auch in der Hornstraße, wo er neben Agnes Miegel wohnte und wir die Erinnerungstafel mit diesen Worten fanden: „und daß Du Königsberg nicht sterblich bist.“

Erstaunlich, daß die Russen diese Dichterin mit dieser Tafel ehren,während wir in Deutschland Schulen und Straßen umbenennen.

Es waren sehr eindrucksvolle Tage dank der Organisation von Herrn Gerfried Horst und dem Reisebüro Rußland Reisen Romanova aus Hamburg.

Margot Spitzeder geb. Scharffenberg

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