Geschichte

Zum Bohnenmahl am 22. April 1936: Die Stadt Kants

von Svetlana Kolbaneva, Übersetzerin

Etwa 2017 erhielt ich von einem befreundeten Kaliningrader Historiker, Denis Dunajewskij, eine Mail mit einem Inhalt, der für mich einen gewissen Seltenheitswert darstellte. Es war die Fotokopie der schreibmaschinengetippten „Bohnenrede“ des Architekten Friedrich Lahrs aus dem Jahre 1936, von der ich glaubte, sie gäbe es gar nicht.

Beim ersten Durchlesen stellte ich fest, dass es sich um einen inhaltsreichen, bildhaften, sehr interessanten Vortrag handelte – das Wort „bildhaft“ ist durchaus buchstäblich zu verstehen, denn die Bohnenrede ist als begleitende Erklärung zu der Mappe mit acht Zeichnungen „Die Stadt Kants“ gemeint, die Friedrich Lahrs 1936 anfertigte.

Er gehört zweifelsohne zu dem Königsberger Dreigestirn Hopp – Heitmann – Lahrs, Architekten, die das Stadtbild von Königsberg maßgeblich bestimmt haben.1880 in Königsberg geboren, studierte er in Berlin und kehrte 1908 in die Heimat zurück, bereits ein gefeierter Baumeister, mit dem Schinkelpreis ausgezeichnet. Bis 1934 war Friedrich Lahrs Professor an der hiesigen Kunstakademie und aktiv im Bau tätig, er zeichnete verantwortlich für die Kunsthalle am Oberteich, das Landesfinanzamt (heute Sitz der Kaliningrader Gebietsregierung) und die neue Kunstakademie im Ratshof.

Friedrich Lahrs 1880 – 1964
Hanns Hopp 1890 – 1971
Friedrich Heitmann 1853 – 1921

Viele Bauten von Lahrs, allen voran das Kant-Grabmal am Königsberger Dom, sind erhalten geblieben und zählen heute zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten  Kaliningrads. Doch die Bohnenrede blieb lange Zeit ein Gerücht, das heißt, man wusste vage von ihrer Existenz, konnte aber nicht sicher sein, ob sie etwas großes oder eher ein kleiner Begleitzettel sei. Durch intensive Forschung und große Bereitschaft der Nachkommen von Friedrich Lahrs, inbesondere seiner Enkelin Angela Amon, ist es der Gesellschaft „Freunde Kants und Königsbergs e.V.“ erstmalig gelungen, das Original der Bohnenrede in den Lahrs-Familienarchiven zu finden, zu digitalisieren und ins Russische zu übersetzen. Hier wird es nun zum ersten Mal vollständig veröffentlicht.

Die nachfolgende Bohnenrede nimmt uns mit auf eine spannende Reise in das XVIII. Jahrhundert, sie führt uns nach Königsberg, so wie Immanuel Kant es gesehen und Friedrich Lahrs es gezeichnet hat. Viel Spaß beim Lesen!

Zeichnungen von Friedrich Lahrs

Bilder: Freunde Kants und Königsbergs e.V. ​
Fotograf: Winfried Reinhardt

Das könnte Sie auch interessieren:

Liebe Litauer und Litauerinnen,  verpassen Sie diese wunderschöne Möglichkeit nicht! Möchten Sie mehr über Ostpreußen und Kants Philosophie erfahren? Oder […]

Im Sommersemester 2020 wollte der führende russische Kant-Experte Prof. Dr. Alexei N. Krouglov an der Universität Trier Vorlesungen über die […]

Meine Damen und Herren, liebe Freunde Kants! Dies ist hier ein deutsch-russisches Treffen; deshalb gestatten Sie mir bitte, auf deutsch […]

Nelly Smirnjagina,verdiente Künstlerin von RußlandKaliningrad, den 22. April 2018 – Es gilt das gesprochene Wort – GEDANKENENERGIE Eines Tages trat […]

Foto des Autors: © dpa IMMANUEL KANT- BRÜCKE ZWISCHEN VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT  Bericht über die Reise der “Freunde Kants und […]

Artikel über Theodor Gottlieb von Hippel der Ältere  für den Königsberger Bürgerbrief Nr. 88 Ende 2015 erhielt ich eine Anfrage […]

Die Präsentation zum 140. Geburtstag des Königsberger Architekten Friedrich Lahrs am 11. Juli 2020 wurde bei der virtuellen Tischgesellschaft am […]

Уважаемые дамы и господа! Мeine sehr verehrten Damen und Herren! Als Sie, sehr verehrter Herr Odinzow, mir Anfang März dieses […]

Geschichte ist mehr als Zeitgeschichte. Sie erstreckt sich auf viele Generationen und hat ein langes Gedächtnis. So umfasst auch die […]

Dass wir uns heute, am Geburtstag Immanuel Kants, zu einem gemeinsamen Essen einfinden, geht auf die Initiative meines Urururgroßvaters William […]

Scroll to Top