Geschichte

Eine Szene aus der historischen Inszenierung der „Briefe des russischen Reisenden“, von Nikolai Karamsin

Karamsin tritt auf die Bühne.

Karamsin: Ich, Nikolai Karamsin, bin gestern früh im sieben Uhr morgens im Juni 1789 in Königsberg angekommen.

Karamsin: Gleich gestern nach dem Mittagessen war ich bei dem berühmten Kant, einem scharfsinnigen und feinen Methaphysiker. Ich hatte keinen Brief an ihn, aber Kühnheit gewinnt Städte, und mir öffnete sie die Türe des Philosophen. Ein kleiner hagerer Greis, von einer außerordentlichen Zartheit und Blässe, empfing mich. Ich sagte zu ihm (zu Kant): Ich bin ein russischer Edelmann, ich liebe große Männer und ich möchte Kant meine Verehrung erweisen“.

Kant: Man nehme doch Platz.

Die beiden setzen sich an den kleinen Besuchertisch.

Kant: Meine Schriften können nicht jedermann gefallen. Nur wenige lieben die tiefen metaphysischen Untersuchungen. Wenn ich mich jetzt an die Freuden erinnere, die ich während meines Lebens genossen habe, so empfinde ich kein Vergnügen, denk ich aber an die Gelegenheiten, wo ich nach dem Moralgesetz handelte, das in mein Herz geschrieben ist, so fühle ich die reinste Freude.

Karamsin: Ehrwürdiger Mann!

Spricht zu dem Publikum: Er schrieb mir die Titel von zweien seiner Schriften auf, die ich noch nicht gelesen habe, „Kritik der praktischen Vernunft“ und “Metaphysik der Sitten“. Unser Gespräch dauerte etwa drei Stunden. Alles bei ihm ist einfach, ausgenommen … seine Metaphysik.

Karamsin tritt nach vorne, Kant kommt zu ihm. Verbeugungen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das erste Mal begegnete ich Immanuel Kant im Jahre 1992, bei meinem ersten Besuch in Kaliningrad, kurz nach dem Ende […]

Die nach I. Kant benannte BFU (Baltische Föderale Universität) plant, den Nordflügel des Anwesens des Pfarrers von Judtschen im Dorf […]

In Königsberg wurde ich 1928 geboren. Womöglich gehöre ich zu den wenigen heute Lebenden,  die über die Geisteswelt Königsbergs noch […]

Andreas Hesse Königsberg und die Welfen I. Einleitung Am 20. Oktober[1] dieses Jahres jährt sich zum dreihundertsten Male der Beginn […]

Foto des Autors: © F.A.Z. Der Geiger und Autor Michael Wieck hat als „Geltungsjude“ den nationalsozialistischen und stalinistischen Terror in Königsberg […]

Vielen Dank, Herr Generalkonsul, dass Sie heute schon zum dritten Mal das Treffen der russischen und deutschen Freunde Kants eröffnen. […]

Sie erwartet ein eindrucksvoller Zeitzeugenbericht unseres Mitglieds Dr. Erika von Haebler über ihre Kindheit in Königsberg. Nur Wenige können uns […]

Foto des Autors: © Dr. Maja Schepelmann Eine Tagung in Berlin vom 27.5. bis 29.5.2019 Unter diesem Motto, das ein […]

Am 8. Juni 2024 fand in Jarnołtowo (ehemals Groß Arnsdorf, wo Immanuel Kant einige Jahre als Hauslehrer tätig war), eine […]

In Wesselowka wird der „Kant-Kahn“ zu Wasser gelassen. Die Familie Loyal, die im 18. Jahrhundert ihren Weg in die Biographie […]

Scroll to Top