Wladimir Sosinow, Unternehmer und Förderer der Wiederherstellung der Kant-Gedenkstätte in Kurortnoje / Groß Wohnsdorf
Kaliningrad, den 21. April 2018
PODIUMSDISKUSSION
– Einführungsthesen –
Ein der Orte in Ostpreußen, welche Immanuel Kant im Laufe vieler Jahre mehrfach als gern gesehener Gast besucht hat, war das Gutshaus in Groß Wohnsdorf (heute Kurortnoje). Der damalige Gutsbesitzer war Friedrich Wilhelm Freiherr von Schrötter (1712 – 1790), seine Familie besaß die ehemalige Ordensburg des Deutschen Ordens Groß Wohnsdorf und anliegende Ländereien seit 1704. Die Ordensburg selbst war Mitte des 14. Jahrhunderts als eine Backsteinfestung gebaut, wovon die Gründungsurkunde zeugt, die in der Wand des Torturmes bei seiner Reparatur am Ende des 18. Jahrhunderts gefunden wurde.
Leider brannte die Burg mehrfach nieder, und nach dem besonders starken Brand 1830, als alle Holzteile abgebrannt waren, wurde sie nicht mehr wiederaufgebaut. 1869 haben die Freiherren von Schrötter auf dem naheliegenden Grundstück ein neues Herrenhaus mit wirtschaftlichen Bauten bauen lassen, die bis heute erhalten geblieben, dennoch im verwahrlosten Zustand sind, die Gebäude verfallen weiter.
Dennoch, auf dem Gelände der ehemaligen Ordensburg ist der Torturm geblieben, so wie ihn noch Kant sah. Dieser war bereits 1796 von den bekannten deutschen Architekten, Vater und Sohn Friedrich und David Gilli rekonstruiert, und wurde als Wohnraum bis Ende 40-er Jahre des 20. Jahrhunderts genutzt. Später wurde er nicht mehr bewohnt und repariert, heute befindet sich der Torturm im ruinierten Zustand: es gibt kein Dach, die Fensteröffnungen sind beschädigt, das Ziegelmauerwerk der Wände ist an vielen Stellen zerstört.
Das Ziel meiner Arbeit nach der Wiederherstellung des Torturmes (diesen können wir in diesem Kreis ruhig „Kant-Turm“ nennen) ist die Etablierung eines Kant-Museums im Turm – als eine eigenständige Einrichtung oder als eine Außenstelle des Museums im Dom. Das wird nicht das Museum des Philosophen Kant, sondern des Menschen Kant sein, obwohl, selbstverständlich, sein Leben und seine Philosophie untrennbar sind. Ich spreche hier lediglich über die Schwerpunkte, die den Bestand dieses Museums bestimmen werden. Wobei neben Kant auch die Freiherren von Schrötter und die deutschen Ordensritter dort präsent sein werden. Der Turm hat drei Stockwerke. Nach meinem Plan wird im Erdgeschoß eine ständige Ausstellung über die Geschichte der Ordensburg Groß Wohnsdorf präsentiert. Das 1. Obergeschoß wird den Vertretern der Familie von Schrötter gewidmet. Und im 2. Obergeschoß, näher zum gestirnten Himmel, den Kant so bewundert hat, wird sein Sommerkabinett eingerichtet, ein gemütliches Zimmer, wo er sich in den warmen Sommernächten nach den Tafelrunden und Gesprächen mit dem Hausherrn erholte…
Das ist jedoch das Endziel meiner Arbeit am Kant-Turm. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird, diese Aufgaben spätestens ein bis zwei Jahre vor seinem 300. Jubiläum 2024 zu bewerkstelligen.
Im Oktober 2017 wurde der Vertrag über die unentgeltliche Nutzung des Turmes mit anliegendem Grundstück von 5,35 ha (ehemalige Vorburg der Ordensburg, und anschließend – der Park des Gutshofes) für den Zeitraum von 25 Jahren abgeschlossen.
Die nächsten Aufgaben, die ich gegenwärtig zu erledigen habe, sind wie folgt:
- Die Außengestaltung und Pflege des Geländes der ehemaligen Ordensburg und des Parks. Sie können sich den Umfang dieser Arbeit nach einigen Jahrzehnten des Verfalls vorstellen…
- Die Schaffung der Infrastruktur für den modernen Betrieb des Objektes. Heute gibt es dort keinen festen Zufahrtsweg, kein Stromanschluss und keine Wasserleitung. Das alles muss man von Grund auf neu machen. Und damit beschäftige ich mich heute.
- Die Bauplanung der Wiederherstellung (Rekonstruktion) des Kant-Turmes und ihre Umsetzung. Es ist der komplizierteste Teil, vor allem in bürokratischer Hinsicht. Noch habe ich hier keinen starken Verbündeten, der fähig wäre, diese Aufgabe zu lösen. Ich hoffe aber, dass diese Arbeit im Rahmen der geplanten Maßnahmen der föderalen und regionalen Regierungen zum Kant-Jubiläum gemacht wird. Man muss eine fachmännische und historisch richtige Bauplanung erstellen, das von allen zuständigen Behörden genehmigt und anschließend umgesetzt wird.
- Die Steigerung der touristischen Attraktivität des Ortes. Damit sich die heutigen und morgigen Besucher des Ortes komfortabel fühlen und ein solcher Besuch interessant bleibt, werde ich bereits in den nächsten zwei Monaten ein kleines Sommercafé „am hohen Alle-Ufer“ (aus den Erinnerungen von Kant, aufgezeichnet von E. Wasianski) einrichten, wo man “eine Tasse Kaffee genießen und eine Pfeife rauchen“ sowie ein warmes Gericht der ostpreußischen Küche verkosten kann. Ich hoffe, es wird nach einem echten deutschen Eintopf schmecken. Und auf dem Parkgelände werden einige Sommerhäuschen für die Touristen aufgestellt, die dort übernachten möchten. Diese Sommerhäuschen werden aber hauptsächlich den freiwilligen Helfern zur Verfügung gestellt, die mir bei der Arbeit auf dem Gelände der ehemaligen Ordensburg helfen möchten. Ich hoffe, dass sich solche Freiwilligen endlich einfinden werden…
Der Vortrag wird von einer Powerpoint-Präsentation mit Fotos und Zeichnungen begleitet.