Mein Mann und ich hatten das Vergnügen, an der alljährlichen Reise nach Kaliningrad/Königsberg vom 18. bis 23. April 2018 teilzunehmen, zu Ehren des 294. Geburtstags von Immanuel Kant. Die Reise war wunderbar, gut organisiert und mit einem interessanten Programm an jedem Tag, in guter Gesellschaft mit den anderen Reiseteilnehmern, von denen viele eine familiäre Beziehung zu Königsberg oder Ostpreußen hatten.
Wohin wir auch kamen, wurden wir von den jeweiligen offiziellen Vertretern herzlich begrüßt, dem Kaliningrader Kunsthistorischen Gebietsmuseum, dem Dom, der Stadt Insterburg usw.
Stadtrundfahrt – obwohl von dem ursprünglichen Königsberg nicht viel zu sehen war, gelang es Andrej Portnjagin, uns einen sehr guten anschaulichen und historischen Überblick zu geben, wie Königsberg einmal war, zuerst durch eine Fotopräsentation, dann durch eine Stadtrundfahrt durch Kaliningrad. Einige wenige Vorkriegsgebäude und Denkmäler waren noch vorhanden, der Rest war typischer osteuropäischer Baustil (“Plattenbauten”). Charmant zu sehen war, dass die Kaliningrader begonnen hatten, einige dieser Plattenbauten in einer Art von hanseatisch-gothischem Stil umzubauen. Der Königsberger Dom ist wiederaufgebaut; sogar die Gedenktafel für die in Dänemark geborene Herzogin Dorothea, die 1526 den Herzog Albrecht geheiratet hatte, war vollständig wiederhergestellt. Die Kaliningrader lieben offensichtlich ihre Stadt und wollen, dass sie noch schöner wird. Sie freuen sich auf die Fußballweltmeisterschaft in diesem Sommer, die außer an anderen Orten auch in ihrem brandneuen Stadion stattfinden wird.
Immanuel Kants Zeit als Hauslehrer bei einem evangelischen Pfarrer in Judtschen/Weselowka, einem kleinen Dorf in der Nähe von Insterburg/Tschernjachowsk wurde sehr gut dargestellt von Dr. Dierk Loyal, dessen Hugenotten-Vorfahren zur selben Zeit in diesem Dorf lebten wie Immanuel Kant. – Viel Arbeit wurde geleistet, um das vormalige Pfarrhaus wiederherzustellen.
Mehrere Kant-Spezialisten und Kant-Forscher waren dazu eingeladen worden, Vorträge über verschiedene Fragen zu halten, die mit Kant zu tun hatten, z. B. warum Kants Philosophie so wichtig dafür ist, den Frieden in der Welt zu erhalten, oder wie Kant von zeitgenössischen Künstlern in ihren Gemälden und Installationen genutzt wird.
Immanuel Kants Geburtstag am 22. April wurde auf die bestmögliche Art gefeiert: zuerst durch Professor Dr. Diedrich Graf von Keyserlingk, der von seiner Familie von Keyserlingk in Ostpreußen erzählte, insbesondere von Gräfin Caroline Charlotte Amalie von Keyserlingk, eine einflussreiche Frau mit vielen intellektuellen & kulturellen & sozialen & politischen Interessen, die mit Immanuel Kant freundschaftlich eng verbunden war und ihn unterstützte. Die Gräfin hatte künstlerische Fähigkeiten. Viele der schönen Zeichnungen, die sie machte, haben glücklicherweise den Krieg überstanden, und Kopien einiger davon werden jetzt im Kant-Museum im Königsberger Dom gezeigt. Der Nachmittag war einem Festakt mit verschiedenen ausgezeichneten Vorträgen von russischen Kant-Experten gewidmet, mit dem Orgelkonzert eines jungen Musikers als künstlerischem Höhepunkt. Danach verließen wir alle den Dom, um Blumen am Grabmal Kants niederzulegen.
Abends waren wir alle zum “Bohnenmahl” eingeladen, zusammen mit Gästen aus Kaliningrad, im Restaurant “Grand Hall” im Gebäude des früheren Königsberger Eichamts. Es war ein sehr lebendiger und angenehmer Abend, trotz Sprachbarrieren (die überwunden wurden, indem man sich mit Händen und Füßen verständigte und viele Wangenküsse austauschte). Wieder gab es Ansprachen und eine herrliche Musikdarbietung des Cellisten Sebastian Wolf Töttcher, außerdem von Studenten des Rachmaninov-Colleges in Kaliningrad (Balalaika und Akkordeon).
Ein herzliches Dankeschön an Marianne Motherby, Gerfried Horst und Prof. Dr. Nina Dmitrieva, Direktorin der Academia Kantiana in Kaliningrad, für ihre große Mühe, diese Reise zu einem solchen Erfolg zu machen.
© April 2018 Tine Kehler-Hvid